Das Zollboot „HITZACKER“ und seine Geschichte


         Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle.

Geboren wurde ich 1956. Oder richtig gesagt in jenem Jahr bin ich „vom Stapel gelaufen“

Wie es bei Schiffen der Brauch ist. Das fand auf der Werft Schless in Wesel am Rhein statt und getauft wurde ich auf den Namen „Lippe“.Und weil ich schon mal am Rhein war wurde ich auch dort in Dienst gestellt.

Einige Jahre später verschlug es mich vom Rhein an die Elbe.Diese bildete bis 1989 bekanntlich ein ganzes Stück lang die Grenze zwischen den bis dahin bestehen beiden deutschen Staaten.Meine Hauptaufgabe als Zollboot war es,die Zöllner auf den Motorschiffen abzusetzen,Einzelne Kähne, aber auch ganze Schleppzüge oder Schubverbände waren zu kontrollieren.Auch Patrouillenfahrten entlang der Grenze hatte ich zu absolvieren.

Keine leichte Aufgabe,denn der Grenzverlauf war umstritten.Der Westen, die alte Bundesrepublik ging davon aus, daß die Buhnenköpfe am östlichen Ufer die Grenze bildeten.

Der Osten, die DDR also, sah die Trennlinie mitten im Fluß.Mein Partnerschiff die „Kugelbake“ die alle paar Wochen die Fahrrinne zu vermessen hatte (weil so ein Strom wie die Elbe alle Naselang sein Bett verändern kann) wurde beim Ausüben ihrer Arbeit sogar beschossen. Ich dagegen hatte immer Glück und auch nie einen nennenswerten Unfall.

1989 änderte sich schlagartig alles.Die Elbe war keine Grenze mehr, sondern wieder das, was sie ist.Ein wunderschöner Strom, der mitten durch eine zauberhafte Landschaft fließt.

Übrigens: Die Elbe ist insgesamt 1165 km lang. 793 km fließt sie durch Deutschland.

Auf einer Länge von 940 km.vom Böhmischen Becken bis in die Nordsee,ist sie schiffbar.

Leider aber war ich als Zollboot über Nacht arbeislos geworden.Mit 33 Jahren und eigentlich in der Blüte meiner Jahre und rundherum topfit.Nun sollte das Abwracken das Ende bedeuten? Nein, sagte sich eine kleine Schar unerschrockener Bürgerinnen und Bürger im Elb-Städtchen Hitzacker.Sie überzeugten das Bundesministerium für Finanzen, daß ich, die „Hitzacker“ gut bei ihnen aufgehoben sei. Sie, das ist der „Förderverein Zollboot e.V.“,den sie gegrüntet hatten. Denn ohne Verein läuft nun mal nichts...

Der damalige Bundesfinanzminister verschenkte mich also an die Stadt Hitzacker. Die wiederum beziehungsweise der Rat der Stadt, überließen mich dem Förderverein.

Die Zollbootuniform, das hei0t meine weiß-grüne Farbe, behielt ich. So sieht man schon von Weiten, daß ich kein üblicher Rundfahrt-oder Vergnügungsdampfer bin.

Trotzdem ist es natürlich ein großes Vergnügen, mit mir eine Fahrt auf der Elbe zu machen. Auf so einer Rundfahrt können Sie alles über die Geschichte der ehemaligen Grenze, über die wunderscöne Landschaft rundherum, über die Natur, die hier noch in Ordnung ist, erfahren.Sie können aber auch einfach an der Reeling stehen und still genießen. Bei Kälte und Regen lädt meine gemütliche Kajüte ein.

Buchung: über die Touristinformation Hitzacker

Tel.:05862-96 970

Übrigens: Ich selbst bin zwar nicht zu kaufen, aber doch dankbar für jede Liebesgabe; sprich Spende.(Gegen Spendenbescheinigung, versteht sich).

Denn Reparaturen und Schönheitskuren sind nicht umsonst. . .

Und die brauche ich wie wir alle von Zeit zu Zeit,damit ich immer okay bin und gut aussehe und Sie sich wohlfühlen bei mir auf Ihrer nächsten Fahrt.

 Text: Heide-Lore Kluckhohn

                                                
Hrsg.: Motor-Yacht-Club Hitzacker (Elbe) e.V.

                                                         1.Vorsitzender: Horst Stahlbock

                                                                   Tel.:05862-1666

                                                 Buchung: über die Touristinformation Hitzacker

                                                                   Tel.:05862-96 970