Wendisch Wehningen-Broda-Sandwerder
 
Die Ortsbezeichnung BRODA kommt aus der wendischen Sprache und heißt "Fährort".
Diesen Ort gab es schon im ersten Jahrtausend, lange bevor 1370 Wendisch Wehningen entdeckt wurde.
Fruchtbare Felder und Wiesen, Fischfang und die günstige Elbüberquerung hielten diesen Ort viele Jahrhunderte am Leben.
Das war bis 1938 der Name. In der Zeit des Nationalsosialismus mußte der Name weichen und wurde zu Rüterberg.
Die vom damaligen Reichsstatthalter und Gauleiter der NSDAP Friedrich Hildebrandt angeordnete Namensänderung hatte ihren ideologischen Ursprung im nationalsozialistischen Rassenwahn. Schon damals sollte das Wort "Broda"gestrichen werden. Broda wurde zu einem Ortsteil. Der Ort beherbergte drei Büdnereien und vier Häuslergrundstücke. Im Jahre 1905 wurde nahe Broda eine Ziegelei erbaut.
Auch hier entstanden noch einige Häuser. Für uns, wir die in Broda lebten war es eigentlichein richtiges kleines Paradies. Wir hatten das Glück, in einer Landschaft zu wohnen worum uns wahrscheinlich viele beneidet hätten. Es war ein richtiges Naherholungsgebiet. Hauptanziehungspunkt war die Brack. Eine Oase, die während der Hochwasserkatastrophe im März 1888 entstand.
Hier wurde nicht nur gebadet Auch traf man oft auf Angler. Irgendwie ging von diesem Ort eine gewisse Ruhe aus. Es herrschte Leben im Dorf, aber keine Hektik.
Aber nach und nach wurde es stiller im Dorf. Wenn jemand verstarb, wegzog oder zwangsausgesiedelt wurde, war man unwahrscheinlich schnell dabei, die Gebäude dem Erdbodengleich zu machen. Selbst die von der LPG (Landwirdschaftliche Produktionsgenossenschaft) auf dem Ziegeleigelände in Broda gebaute Milchviehanlage wurde dem Erdboden angepaßt. Das Dorf hatte keine Lebensfunktion mehr.
Am 1.Februar 1981 gab es den Ortsteil BRODA nicht mehr.

 

 

Dieses war das letzte Haus in Broda
das dem Erdboden gleich gemacht wurde.




 
 


In diesem Haus hat meine
Familie gewohnt. Nach meiner
Flucht und der
Zwangsaussiedlung meiner
Eltern und Geschwister hatte
auch dieses keine
Existenzberechtigung mehr.



 
Damit war eine der ältesten Siedlungen aus der Wendenzeit für immer vernichtet.
Ein einziges Haus  hat die staatlich angeordnete Exekution überstanden. Es wurde für die"Genossen der Stasi"gebraucht. Diese "Armen,Teuren Genossen" mußten ja irgendwo ungestört ihrem Vergnügen
nachgehen können.

 

 

In diesem Haus sollen Stasi-Mitarbeiter gearbeitet und gezecht haben. Es steht im Ortsteil Broda der einst eingeschlossenen Elbgemeinde Rüterberg.Es hat die Wende zwar überlebt, aber jetzt ist es auch nur eine unansehnliche Ruine.



 

 
Zudem wurde ja auch durch den Abriß der Häuser und das Fällen von Bäumen das Sicht-und Schußfeld in Richtung Grenze viel ein-und übersichtlicher. Man mußte ja aufpassen, daß keiner dem "humanitären Arbeiter-und Bauernstaat" versucht den Rücken zu kehren.
Wer wußte wie Menschen im Grenzgebiet der DDR an der "Staatsgrenze West" lebten?
Wer wußte wie Menschen vertrieben und unter der" Aktion Ungeziefer" zwangsausgesiedelt wurden?
Nicht nur die Grenzordnung, sondern auch Zäune, Stacheldraht, Hundelaufanlagen und Todesstreifen beherschten das tägliche Leben im Dorf. Abgegrenzt zur BRD und ausgegrenzt von der DDR dessen Bürger sie eigentlich waren. Wer kannte die Leiden und die Hoffnungslosigkeit der Menschenan dieser unmenschlichen Grenze ?
Wer hier durchkam hatte immerhin noch die Elbe vor sich. Hier fuhren noch die Patrouillienboote.
Und die Elbe hat auch noch ihre Tücken. Es waren nicht wenige, die die Flucht durch die Elbe wagten.
Sie hofften von einem Zollboot des BGS aufgenommen zu werden. Andere versuchten die Elbe zu durchschwimmen. Leider kannten viele nicht die Gefahren die der Elbstrom in sich birgt. Oft waren Srömung und Strudel stärker.

             DIE ZAHL DER BEI DER FLUCHT ERTRUNKENEN IST UNBEKANNT !!!!

In der Charta über die Menschenrechte der Vereinten Nationen:
Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Jeder Mensch hat das Recht ,jedes Land -einschließlich sein eigenes-zu verlassen sowie jederzeit in sein Land zurückzukehren.
Schade,daß es nicht realisiert worden ist.

Wer in Broda gelebt hat, wird es so in Gedanken behalten wie es einmal war.
Ruhig..............Friedlich..................EINFACH SCHÖN




Quelle: Textteile:H.Rasenberger-"Die Dorfrepublick"
             Textteile-Fotos:D.Raffel